Eggie Dian, Mitglied des The Children of Srikandi Kollektivs und eine der Regisseurinnen des Films CHILDREN OF SRIKANDI, wurde als offizieller Gast zu der vierten Ausgabe von Remake. Frankfurter Frauen Film Tage eingeladen, veranstaltet von der Kinothek Asta Nielsen e.V. Das Festival fand vom 5. bis 10. Dezember 2023 in Frankfurt am Main statt. Die Vorführung von CHILDREN OF SRIKANDI und das Filmgespräch fanden am Freitag, den 8. Dezember statt. Eggie Dian musste bei der Deutschen Botschaft in Indonesien ein Schengen-Visum beantragen, um von Yogyakarta nach Frankfurt reisen zu können. Zu den erforderlichen Unterlagen gehörten ein Einladungsschreiben des Remake-Filmfestivals, ein Hin- und Rückflugticket, eine Reiseversicherung und eine Verpflichtungserklärung, die ausreichende finanzielle Mittel für ihren Aufenthalt garantierte. Gemeinsam mit Angelika Levi, einer der Produzentinnen des Films und Professorin an der HfG Offenbach, garantierten wir als Gastgeberinnen den Aufenthalt. Es dauerte zwei Wochen, bis das Ausländeramt Offenbach die Verpflichtungserklärung genehmigte und Frau Levi das Dokument an Eggie Dian schickte, die sie an die Visa-Agentur VFS Global in Surabaya weitergab. VFS Global ist ein privates Subunternehmen der Deutschen Botschaft in Indonesien.

VFS Global informierte Eggie Dian, dass das Visum nach 21 Tagen Bearbeitung, am 7. Dezember oder sogar noch früher fertig sein würde, entsprechend der ursprünglichen Reiseplanung mit einem Abflug am 7. Dezember. Bis zu diesem Abflugtag gab es weder eine Antwort noch Informationen von VFS Global oder der Deutschen Botschaft. Die folgenden Tage waren für Eggie Dian ein einziger Albtraum. Sie rief jeden Tag an und schrieb E-Mails, hatte aber nur mit Warteschlangen, Anrufbeantwortern und Antworten durch Bots zu tun. Ein Visa-Helpdesk von VFS Global Deutschland erlaubte das Tracking, das immer nur einen Satz besagte: „VISA-Antrag ist in Bearbeitung bei der Botschaft in China“.

Wir änderten den Hinflug auf den 9. Dezember, noch in der Hoffnung, dass das Visum am nächsten Tag bereitstehen würde.
Am 8. erhielt Eggie Dian schließlich eine E-Mail, dass der Visumantrag fertig sei und der Reisepass im VFS-Hauptbüro in Jakarta abgeholt werden könne.
Während Eggie Dian den 8-stündigen Fernzug von Yogyakarta zum Flughafen nahm, musste ein Freund den Pass in Jakarta abholen. Bei der Abholung von VFS Global fragte er zweimal: Wo ist das Schengen-Visum? Er bekam folgende Antwort: Bitte geben Sie Frau Dian diesen Brief zusammen mit dem Reisepass. Sie kann das Visum am Flughafen beim Check-In-Schalter abholen.
Am Flughafen Soekarno Hatta gab der Freund Eggie Dian den Reisepass und das Schreiben in deutscher Sprache. Sie übersetzte dieses Schreiben mit Hilfe von Google, während sie am Check-in anstand, und fand heraus, dass es ein Ablehnungsschreiben der Deutschen Botschaft war.

Der Ablehnungsbescheid stützt sich auf zwei Punkte:
1. Der Zweck und die Bedingungen des geplanten Aufenthalts wurden nicht nachgewiesen.
2. Sie haben nicht den Nachweis erbracht, dass Sie über ausreichende Mittel zur Bestreitung des Lebensunterhalts für die Dauer des geplanten Aufenthalts oder für die Rückreise in Ihren Herkunfts- oder Wohnsitzstaat oder für die Durchreise in einen Drittstaat, in dem Ihre Zulassung gewährleistet ist, verfügen.

Beide Ablehnungspunkte sind nicht angemessen und beleidigen Eggie Dian und uns als Gastgeberinnen.

Unverständlich ist, warum Eggie Dian gedemütigt wurde, indem man sie zum Flughafen schickte, im Glauben sie könne nach Deutschland reisen, und sie wochenlang ohnmächtig einer deutschen Behörde gegenüberstand, die für sie unerreichbar blieb und die es noch nicht einmal für nötig befand, den Ablehnungsbescheid ins Englische zu übersetzen. Warum wurde der Visumsantrag in China bearbeitet? Warum wurde das Visum abgelehnt? Und warum wurde ihr gesagt, dass das Visum am Flughafen ausgehändigt wird, während sie einen Ablehnungsbescheid erhält?

Für uns, die Gastgeber*innen, Organisator*innen und Filmemacher*innen, die Teil des Remake Filmfestivals sind, das dieses Jahr unter dem Motto „Solidarität mit den Anderen“ steht, macht dieses Visumverfahren deutlich, dass Solidarität und gemeinsames Handeln durch unsere demokratischen Staaten verhindert werden. Mit immer bürokratischeren Gesetzen werden Grenzregime installiert, die Willkür und Ohnmacht produzieren, Menschen abschieben oder gar nicht erst einreisen lassen, Menschen trennen und traumatisieren und damit Bewegungsfreiheit und eingeforderte Gleichberechtigung dauerhaft mit Füßen treten.

Wir fordern die Deutschen Botschaft in Indonesien dringend zu einer Stellungnahme zum Visumverfahren von Eggie Dian auf.

Frankfurt am Main, 15. Dezember 2023

Gaby Babić, Festivalleiterin
Angelika Levi, Produzentin CHILDREN OF SRIKANDI
Heide Schlüpmann, Vorstand der Kinothek Asta Nielsen e.V.
Esra Kartal, Leitung Gästebetreuung des Festivals

Kathrin Brinkmann, Redakteurin
Nadine Aldag
Andrea Haller
Sigrid Zwiorek
Lisabona Rahman, Filmarchivarin und Programmmacherin
Borjana Gaković, Film- und Medienwissenschaftlerin
Regina Ulwer, Dokumentarfilmerin
Michaela Dietl, Komponistin und Musikerin
Hildegard Westbeld, Filmarbeiterin
Madeleine Bernstorff, freie Autorin und Filmkuratorin, langjähriges Kommissionsmitglied Internationale Kurzfilmtage Oberhausen
Elif Rongen-Kaynakci, Filmarchivarin und Kuratorin

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